Einen Schönheitspreis gewann der Renault R4 nie, doch darauf hatte es der französische Staatsbetrieb auch nie angelegt. Die immensen Verkaufszahlen des Renault 4 sprachen ohnehin eine Sprache für sich.
Der Renault R4 half nicht sonderlich, den Ruf französischer Autos als sichere oder besonders zuverlässige Fahrzeug zu etablieren. Doch den Kunden des R4 war dies herzlich egal. Sie wollten ein in Anschaffung und unterhalt günstiges Auto, und da bekamen sie auch. Die Raumökonomie war schon bei der Markteinführung im Jahr 1961 fortschrittlich. Wer einen aktuellen Kleinwagen neben den Renault 4 stellt, hat kaum mehr Platz und muss obendrein noch feststellen, dass das Prinzip hoch bauender Fahrzeuge auch nicht so fürchterlich neu ist, wie mancher Autohersteller glauben machen möchte.
Im Renault 4 ging es nie, luxuriös sondern eher spartanisch-rustikal zu; der Anblick von frei hängenden Kabeln im Lenksäulenbereich machte dem in den 80ern mit dem R4 häufig herumkutschierten Autor immer ein wenig Angst. (Gott sei dank war der Familien-Audi soliderer Natur.) Auch die Revolverschaltung war nie wirklich modern, doch andererseits war eine sportliche Mittelschaltung ohnehin fehl am Platze: Wer den hochbeinigen und weich gefederten Renault R4 dynamisch um die Ecken pfefferte, konnte bei den Mitfahrern leicht die Seekrankheit auslösen.
Den Renault R4 in Misskredit bringen konnte das alles nicht: Bis zu seiner Einstellung im Jahr 1992 lief er über acht Millionen Mal vom Band. Das vor allem mit dem Rotstift konstruierte Fahrzeug – drei Radmuttern müssen reichen – ging ob seiner Geräumigkeit und des niedrigen Preises auch in den Staatsdienst der französischen Gendarmerie und der spanischen Guardia Civil. Verfolgungsjagden von allem über VW-Käfer-Format waren damit sinnlos. Dabei profitierten die Uniformierten schon recht bald von heftigem Beschleunigungsrost, war auch der Grund ist, warum nur so wenige R4 überlebt haben. Das konsequente Sparprogramm schloss eben auch den Versicht auf Rostvorsorge mit ein.
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