Der Lincoln Versailles war eine hastige Geburt, die sich nur mäßiger Beliebtheit erfreute. Doch Lincoln durfte die Herausforderung von General Motors nicht unbeantwortet lassen.
Den Lincoln Versailles eigenständig zu nennen, wäre eine glatte Lüge – der viertürige Luxuswagen basierte auf dem Brot-und-Butter-Modell der Schwesterfirma, dem amerikanischen Ford Granada. Dem wurde das für Lincoln typische angedeutete Ersatzrad im Heck sowie der ebenso charakteristischen Kühlergrill im Rolls Royce-Stil verpasst. Dazu Komfortfeautures, die auch in den bei weitem größeren und schwereren Lincoln Continental-Versionen für Fahrgenuss sorgten. Damit, so dachte man bei der Ford Motor Company, habe man ein dem 1975 eingeführten Cadillac Seville mindestens ebenbürtiges Fahrzeug. Doch weit gefehlt.
Denn Lincoln stellte mit dem Versailles nur den Follower dar; der ebenso kompakte – zumindest in den Augen der Amerikaner – Seville wurde indes richtigerweise als Trendsetter angesehen, der obendrein über ein einmaliges und extrem wegweisendes Design verfügte. Obendrein ließ der Lincoln Versailles auch nur wenig Kreativität bei der Namensfindung durchblicken. Das schlug sich auch in den Verkäufen nieder: bis zu ihrer Produktionseinstellung im Jahr 1980 fanden 215.000 Seville, aber nur 50.156 Versailles ein neues heim. Beide Fahrzeuge wurden geschaffen, um eine Alternative zur mehr und mehr gefragten Mercedes S-Klasse zu bieten.
Der Lincoln Versailles hätte möglicherweise mehr erfolg gehabt, wäre er günstiger gewesen; mit einem Basispreis von 11.500 $ stand er jedoch ganz oben an der Lincoln-Spitze. Dem widersprach das minderwertige Interieur, das seine niedere Herkunft nicht verleugnen konnte. Auch die schwächlichen Vergaser-Motoren, zunächst der Ford 351 cui Small Block mit 137 PS, ab 1979 der 132 bis 135 PS leistende Ford 302 cui, hatten dem Seville, der mit 180 Einspritz-PS punktete, nichts entgegen zusetzen. Doch immerhin machte der Lincoln nicht wie sein Konkurrent durch einen kapriziösen Dieselmotor auf sich aufmerksam…
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