Der Mercedes 190 war auch stets unter dem Beinamen „Baby Benz“ bekannt. Doch was damals revolutionär war, fährt sich heute immer noch gut – vor allem der 190 E.
Das Auto Mercedes 190 war die Antwort auf Ölkrise und dem resultierenden Kundenwunsch nach kleineren Autos. Doch einfach im Maßstab verkleinern ging nicht, wie sich bald herausstellte. So wurde der Mercedes 190 komplett neu entworfen – und ein voller Erfolg. Die Gewichtsvorgabe von 1.000 kg wurde mit Leegewichten von 1.080 bis 1340 kg eingehalten und half sofort beim Kraftstoff sparen. Als der Mercedes W201 1982 in die Autohäuser rollte, ähnelte die Motorenpalette der des größeren W123: Träge und äußerst solide Saugdiesel im 190 D, Vergaser im 190 und schließ Benzineinspritzung im 190 E.
Um dem 3er BMW nicht die gesamte Popper- und Yuppie-Kundschaft zu überlassen, mussten neben den empfehlenswerten 190 E rasch einen flottere Versionen mit ebensolchem Image in die Showrooms. Die 190 E 2.3-16 und 190 E 2.5-16 erledigten diesen Job hervorragend, wenngleich das Gros der knapp 1,88 Mio. Kunden sich für die wirtschaftlichen Modelle interessiert: 33,6 % entscheiden sich für einen 190 D, nur 5,6 % können sich für einen Sechszylinder im Mercedes 190 2.6 begeistern, und gerade einmal 1,4 % nehmen eine der sportlichen Mercedes 16V. Der Rest – beinahe 60 % – kauft einen Mercedes 190 oder 190 E.
Diese Modelle sollte man immer noch kaufen – dank Leichtbau sparsame Motoren und der Stern auf der mit 0.33 recht aerodynamischen Front – da kommen wahre Mercedes Fans ins Schwärmen. Die Mercedes 190 mit Dieselmotor sind aufgrund der Umweltzonen weitestgehend aus dem Fokus gerückt, obgleich sie sich als nahezu unzerstörbar erwiesen haben. Also lautete die Empfehlung 190 E statt Mercedes 190 D, was auch das soziale Umfeld dazu nötigt, Frechheiten wie „Bauern-Benz“ oder „Heizöl-Ferrari“ zu unterlassen. Stattdessen gibt’s beim Mercedes W201 190 gute Gründe, ihn anzuschaffen – die mitunter zu zeitgeistige Innenausstattung zählt jedoch nicht unbedingt dazu.
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