Kommt man auf den Ford Pinto zu sprechen, steht nicht der sparsame Vierzylinder im Mittelpunkt, sondern der Ford Pinto Skandal: Was ist dran an den angeblich leicht entflammbaren Autos?
Als der Ford Pinto 1971 auf den Markt kam, verkaufte er sich zunächst blendend. Dann hieß es, bei einem Heckaufprall gehe der Kleinwagen sofort in Flammen auf, da der Tank leicht beschädigt werde. Das traf durchaus zu, jedoch nicht in dem Maße, wie es von sensationslüsterne Medien rasch dargestellt wurde. Auch andere Kleinwagen als der Pinto hatten in dieser Zeit mit der gleichen Problematik und den gleiche Brandquoten zu kämpfen. Was hat ein leichter Cityflitzer auch für eine Chance, wenn ihm ein etwa doppelt so schwerer Fullsize Bolide a la Dodge Monaco oder Chevrolet Impala achtern reinrauscht?
Was den Ford Pinto Skandal auslöste war, dass bei den Unfalluntersuchungen bekannt wurde, dass das Problem mit dem Tank Ford wohl bewusst war, man aber in Dearborn, die immensen Kosten für eine Konstruktionsänderung des Tankeinfüllstutzens und einer hervorstehenden Schraube, die sich ins Benzinreservoir bohren konnte, nicht auf sich zu nehmen gedachte. Denn unabhängig davon hatte Ford intern kalkulieren lassen, ob es kostengünstiger käme, sich nach Todesfällen eventuellen Gerichtsprozessen zu stellen und gegebenenfalls Entschädigungen zu zahlen. Vordergründig zeigten sich alle, Ford Pinto Fahrer oder nicht, schockiert. Die Verkaufszahlen verrieten aber etwas anderes.
Da dieser Ford Pinto Skandal die zuständige US-Sicherheitsbehörde auf den Plan rief, schaute sie 1974 zunächst einmal, wie viele Menschen durch Brände, die durch auslaufendes Benzin ausgelöst wurden, umkamen: Es waren 27 bei knapp zwei Millionen verkaufter Fahrzeuge, denen 180 gegenüberstanden, die bei allen Ford-Fahrzeugen aufgrund von Getriebemängeln starben. Damit war erwiesen, dass der Ford Pinto keinen unbedingten Rückrufbedarf hatte. 1978 entschied man sich bei Ford trotzdem zu einem Rückruf, bei dem ein Schutzschild aus Kunststoff angebracht wurde. 1980 wurde die Fertigung nach insgesamt 3,17 Mio. Einheiten gestoppt.
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