Selten genug geschieht es, dass sich ein Automobilkonzern mit einem, als bahnbrechend bezeichnetem, Prestigeprojekt derart in die Nesseln setzt wie Ford in den 1950er Jahren mit dem Edsel. Wie die Titanic traf der Edsel schon auf seiner Jungfernfahrt seinen Eisberg.
Doch was seinerzeit die angestrebten Verkaufszahlen von einer Million Stück um beinahe 900.000 Exemplare verfehlte ist naturgemäß heute eine echte Rarität. Eine reale Chance hatte der Ford Edsel jedoch nie.
Mutiges, aber doch sehr spottanfälliges Design, technische Probleme, Rezession und ein Feind in den eigenen Reihen brachen dem Auto noch vor seinem ersten gefahrenen Kilometer die Achsen.
Der Ford Edsel sollte den Markt aufrollen und die Lücke zwischen Ford und Mercury schließen. Mit Bing Crosby, Frank Sinatra und Louis Armstrong kostspielig umworben, sollte der Edsel Amerikas neuer Wunderwagen werden. Statt dessen wurde er das größte Desaster in der Konzerngeschichte des amerikanischen Automobilpioniers.
Schon nach zwei Jahren kam das Ende des Edsel und Vorstandschef Henry Ford II. musste für damalige Zeiten gigantische 400 Millionen Dollar abschreiben. Noch heute steht der Name „Edsel“ für etwas, was die Welt nicht braucht.
Die Niederlage war vorprogrammiert. Konzipiert wurde der riesige Straßenkreuzer im Stile des „big is beautiful“ des Wirtschaftsbooms der amerikanischen Nachkriegszeit. Unglücklicherweise befand sich die USA beim Marktstart des Edsel 1957 am Rande einer ernsten Wirtschaftsrezession und der Markt für das Schlachtschiff mit 30 Litern Normverbrauch brach weg.
Ein weiteres Problem war der Name und das Design des Edsel. 18.000 Vorschläge wurden von den Werbestrategen erdacht. Nicht einer der zum Teil aberwitzigen Wortneuschöpfungen machte das Rennen. Statt dessen benannte man den Wagen nach Henry Fords einzigem Sohn „Edsel“. Assoziationen mit den englischen Begriffen für „Traktor“ oder „Wiesel“ waren vorprogrammiert.
Die Designer von Ford wollten Extravaganz, geerntet haben sie nur Hohn und Spott. Besonders der aufrecht stehende Kühler hatte es den Kritikern angetan. Assoziationen mit einem Toilettensitz oder einer Pferdeschnautze waren noch harmlos im Gegensatz zum oft gewählten Vergleich mit den weiblichen Geschlechtsteilen. Und mit Verlaub gesagt, Ähnlichkeiten waren nicht zu bestreiten.
Seinen größten Feind hatte der Ford Edsel aber in den eigenen Reihen, Robert McNamara. Der zukünftige US-Verteidigungsminister und damalige Ford-Markenchef war von Anfang an gegen das Projekt und sabotierte es, wo er nur konnte. Gravierende technische Mängel des Fahrzeugs waren die Folge.
Besonders peinlich wurde die Pressepräsentation des Edsels. 71 Journalisten wurden mit dem Edsel auf Reisen geschickt und nicht wenige von ihnen mussten mehrmals unterwegs in die Werkstatt. Ein beeindruckender Beleg für den Qualitätsanspruch im Hause Ford, im Amerikanischem auch mit „F(ix) o(der) r(epair) d(aily)“ interpretiert.
110.847 Autos schafften es dennoch aus den Produktionshallen von Ford, bevor der Ford Edsel in das Nirvana der Straßenkreuzer einging. Heute hat sich der Edsel zu einer echten Rarität unter den Oldtimern entwickelt und ist ein echter Klassiker. Die geringen Stückzahlen und die hohe Anfälligkeit des Edsel lassen es beinahe wie ein Wunder erscheinen, dass es noch immer einige fahrbereite Exemplare gibt.
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