Wie Porsche Oldtimer oder Jaguar Oldtimer umgibt Bugatti Oldtimer die Aura eines erlesenen, sportlichen Fahrzeugs. Insgesamt verließen nur knapp 8.000 Fahrzeuge die Fabrik in Molsheim.
Schon zu ihrer Bauzeit zwischen 1909 und 1956, waren Bugattis in kleiner Stückzahl und vor allem extrem teure gefertigte Fahrzeuge. Ein 1925er Bugatti Brescia, der seinerzeit aus Angst einer gewaltigen Importsteuer-Nachzahlung im Lago Maggiore versenkt und jüngst geborgen wurde, mag dazu etwas Aufschluss geben. Neben einigen Tourenwagen und Limousinen waren es vor allem Leichtbau-Sportwagen mit Cabrio Karosserien und die bemerkenswerten Erfolge im Motorsport. Legendär ist die Äußerung des Patrons Ettore Bugatti, einem absoluten Verfechter des Leichtbaus, über die zeitgenössischen Rennwagen von Walter Owen Bentley, die Bugatti wegen ihrer Massivität und riesigen Motoren als „schnellste Lastwagen der Welt“ bezeichnete.
Als Ästhet befand Ettore Bugatti, dass ein Motor nicht nur funktionieren müsse, sondern dazu noch gut auszusehen habe. Für die anmutige Erscheinung seiner Triebwerke nahm Ettore teilweise
auch Leistungseinbußen hin, etwa durch seinem Geschmack entsprechende Ansaugrohre, die durch ihre rechten Winkel den Luftstrom behinderten. Seine Fahrzeuge waren häufig im Art Deco-Stil gestaltet und wiesen teils dramatische Karosserien mit ungewöhnlichen Fertigungsmethoden auf, so etwa der Type 57 SC Atlantic mit mehreren sich teils über die gesamte Fahrzeuglänge erstreckenden Finnen, die die sichtbaren Nietverbindungen der Blechhaut aufnehmen. Kennzeichen aller Bugatti ist der charakteristische Hufeisen-Grill.
Ettore Bugatti wusste auch, dass Erfolge im Motorsport das Geschäft ankurbeln. So Nahm er mit verschiedenen Rennwagen an den damaligen Top-Events teil. So gewannen die Bugatti – als französische Fahrzeuge traditionell blau lackiert – zwischen 1911 und 1939 unzählige Rennveranstaltungen, darunter Grand Prix, die italienische Targa Florio und die prestigeträchtigen 24 Stunden von Le Mans. Mit dem Type 35 konnte Bugatti sage und schreibe über 2.000 Siege verbuchen,was diesen Wagen zum erfolgreichsten Rennfahrzeug aller Zeiten macht. Der letzte Le Mans-Sieger Pierre Veyron erfuhr besondere Ehrung, als VW mit seinem Namen das aktuelle Bugatti-Modell benannte.
Neben dem Sportgeschäft wollte Ettore Bugatti die damaligen Super-Luxus-Anbieter Duesenberg, Pierce-Arrow, Hispano-Suiza und Rolls-Royce in den Schatten stellen. Hierzu konstruierte er den finanziellen Reinfall Type 41 Royale, der wegen seines unfassbaren Preises nur sechsmal gebaut wurde. Der Wagen mit rund 40 Liter Benzinverbrauch pro Stunde hatte je nach Chassis eine Außenlänge zwischen 6,0 und 6,35 Metern und wiegt mindestens drei Tonnen. Zu Gewicht und der Motorleistung von 300 PS aus mindestens 12,7 l Hubraum passt der aufgerichtete Elefant als Kühlerfigur; Bugattis Bruder Rembrand, seines Zeichens Bildhauer, entwarf den Elefanten als Pendant zur „Emily“ von Rolls Royce. Bugattis größtes Fahrzeug war jedoch der Schienenbus SNCF XB 1000, den vier Royale-Motoren antrieben.
Die unter der Herrschaft von Ettore Bugatti hergestellten Fahrzeuge avancierten zu den weltweit begehrtesten Autos und erzielen Preise bis zu 10 Millionen Euro. Als bekannteste Bugatti Oldtimer-Sammler sind die Brüder Fritz und Hans Schlumpf zu nennen. Sie besaßen eine Textilfabrik in Mülhausen (Elsass) betrieben, nahe dem ehemaligen Bugatti-Werk. Zwischen 1958 und 1975 kauften sie insgeheim eine große Menge bemerkenswerter Bugatti Fahrzeuge ein, bis ihre Fabrik durch ihre Sammelleidenschaft in Konkurs ging. Die Fabrik, in denen die „Sammlung Schlumpf“ mit 123 Bugattis untergebracht war , wurde in eines der weltweit spektakulärsten Automuseen verwandelt, das Cité de l’Automobile – Musée National – Collection Schlumpf.
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