Wem der noble Chrysler New Yorker tatsächlich zu wenig Kofferraum oder, wahrscheinlicher, zu wenig Sitzplätze aufwies, der war mit dem Chrysler Town & Country bestens bedient.
Der Name Town & Country hatte bei Chrysler Tradition – bereits 1946 hießen die wunderschönen und entsprechend teuren Modelle mit hölzernen Karosserieteilen so. Wenn gleich diese Woodies extrem edel aussahen, so lag der eigentliche Sinn der Town and Country-Modelle darin, den nach dem Krieg vorerst noch seltenen Stahl zu sparen. Fiat, Ford und Morris zum Beispiel gingen ebenso vor. Doch ab den späten 50er Jahren wich das echte Holz der erheblich wetterfesteren Plastikfolie, das gediegene Image behielt der Chrysler Kombi wie auch seine zahlreichen inländischen Konkurrenten trotzdem.
Denn der Chrysler Town & Country bot auch noch in den 70ern all das, was heutige Besitzer der Mercedes R-Klasse wünschen: Komfort, Solidität, kraftstrotzende Motoren mit beachtlicher Anhängeleistung, immensen Stauraum und mindestens sechs Sitzplätze. Wer den Chrysler Kombi mit der optionalen, entgegen der Fahrtrichtung montierten dritten Sitzreihe orderte, konnte noch drei weitere Mitfahrer – typischerweise Kinder – einladen. Wer alternativ alle Sitze umlegte, erhielt unfassbare 3199 Liter Stauraum. Mit dem gern georderten Anhängerpaket war auch der 4500 lbs schwere Airstream Wohnwagen kein Problem.
Tatsächlich war der Chrysler Town and Country trotz seines Leergewichts von über zwei Tonnen alles andere als träge – ihn gab es in den 70ern nur mit 7,2 Liter großem V8 Big Block, in den 60ern war auch noch ein 6,3 Liter-V8 lieferbar. Der Vorteil der großen wie gleichwohl enorm trinkfesten Maschinen lag in ihrem immensen Drehmoment: Egal ob der Chrysler Station Wagon völlig überladen war, Tempo 100 lag in unter 10 Sekunden an. Auch die Zehn-Meter-Yacht musste nicht zu Hause bleiben. Kein Wunder, dass angesichts dieser Fähigkeiten fette Geländewagen ab den 90ern in der Beliebtheitsskala so empor schossen.
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