Der NSU Ro80 ist vor allem durch seinen namenstiftenden Rotationskolbenmotor bekannt. Das unkonventionelle Triebwerk fiel jedoch durch häufige Defekte auf und trug nicht zum Erfolg des Mittelklasse-Autos mit Frontantrieb bei.
Der NSU Ro 80 wurde als Alternative zu Mercedes /8, Opel Rekord/ Commodore und Ford 26 M ab 1967 gebaut. Das für damalige Verhältnisse futuristische Fahrzeug polarisierte wie zuvor die Citroen DS. Frontantrieb und aerodynamisch geformte Karosserie fand man entweder bei klein oder Sportwagen, aber nie zusammen. Nach dem Wankel Spider, ein NSU Roadster von 1964 bis 1967 in 2.375 Exemplaren gefertigt wurde, stellte der Ro80 das zweite Neckarsulmer Fahrzeug ohne dem allgegenwärtigen Hubkolbenmotor dar. Doch an dem Wankelmotor, dessen zwei trochoid geformte Scheiben im Gegensatz zum auf und ab im Kolbenmotor die Arbeitstakte kreisförmig verrichten, scheiterte das Konzept und wurde schließlich 1977 eingestellt.
Der Zweischeiben-Wankelmotor, der NSU in die Zukunft bringen sollte, war nicht nur problembehaftet, sondern sah sich auch mit einem schwierigen Umfeld konfrontiert: Die erste Ölkrise machte das nicht unbedingt sparsame Aggregat nicht beliebter, zudem stimmte die Qualität einiger NSU-Teile nicht, so etwa immer neue Probleme mit den Dichtleisten und Defekte der Doppelzündung, die in Motorschäden resultieren konnten. Die dreistufige Automatik litt unter schadhaften Wandlern, deren Abrieb in den gemeinsamen Ölkreislauf von Motor und Getriebe gelangte und im Wankel zu weiteren Schäden führte. Auch bestand auf Seiten der Werkstätten und Halter Unklarheit über Ölwechsel, so dass viele Fahrzeuge mit Motorschaden stehen blieben. Als endlich die Dichtleistenthematik gelöst war, sorgten Zulieferer für neuen Ärger.
Die NSU-Kulanz für einen Austauschmotor gab sich jedoch sehr großzügig, und viele Ro80-Besitzer führten kurz vor Garantie-Ablauf rasch einen Motorschaden herbei. Damit löste die seit 1969 bestehende Audi NSU Auto Union AG aber nicht den unabwendbaren Image-Schaden. Der als Intellektuellen-Auto angesehene NSU Ro 80 stand, während die gewöhnlich motorisierte Konkurrenz fuhr. Inzwischen gab es sogar weitreichende Motorumbauten, die den 115 PS-Störenfried mit 497 ccm pro Kammer gegen den wenig laufruhigen 65 PS schwachen, auch im Saab Sonett genutzten Ford-V4 ersetzten. Damit erübrigte sich dann auch die ursprüngliche Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h. NSU Oldtimer vom Typ Ro80 sind selten, wozu auch die geringe Stückzahl von 37.398 Exemplaren beiträgt. Bittere Ironie: Inzwischen funktionieren sie besser denn je zuvor.
Doch war der Ro 80 NSU s letztes Fahrzeug, das jedoch besonders mit dem dreieckigen Seitenfenster vor der Dachsäule im Design der Audi-Limousinen weiterlebte. Hier zeigte sich die schwere Lage, die der innovationsfeindlichen VW-Konzern zu verstecken gesuchte, erneut: Alles neue kam von aufgekauften Firmen, so der Frontantrieb mit Frontmotor aus dem von NSU gebauten und als VW verkauften K70. Auch das bestenfalls biedere Audi-Design der 70er musste eben durch NSU Ro80-Anleihen massiv aufgepeppt werden. Mit Einstellung des erfolglosen Vorreiters endete auch die Produktion von Fahrzeugen, die unter den Namen NSU Quickly, NSU Prinz oder NSU TT neben der NSU-Motorrad-Abteilung vielen eine erste oder gar sportliche Motorisierung gaben.
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