Rometsch – Porsche-Preis für Volkswagen-Technik.

Jaja, schon klar. Der Porsche 356, der Grundstein neben den Traktoren für  beispiellosen Nachkriegserfolg der Zuffenhausener basiert ursprünglich auch auf biederer VW-Käfer-Technik. Im Gegensatz zum bildhübschen Rometsch war diese bei Porsche immerhin leistungsgesteigert, bevor der Fuhrmann-Motor ein Zeichen setzte.

Das VW Rometsch Cabriolet, Modell Bee­skow – was ist denn nun nach der langen Vorrede so toll an ihm? Wie angedeutet zunächst mal der Preis. Für das Cabrio verlangte die kleine Karosserie-Schmiede mit Sitz in Berlin-Halensee äußerst selbstbewusste 9.500 DM, für das Coupe immer noch stolze 8.900 DM. Nur zum Vergleich: Den erheblich stärkeren Porsche 356 Speedster erwarb man für 12.200 DM, einen Opel Kapitän als viertürige Limousine, der mit einen2,5-l-Sechszylinder damals zur absoluten Oberklasse zählte gab es im März 1951 für 9250 DM. Klingt bisher nicht berauschend für das Rometsch Cabrio? Dafür berauschte es mit seiner fabelhaften Formgebung die Kundschaft. Und das fünf Jahre nach Kriegsende. Da sah es bei einigen Herstellern noch ganz anders aus, sofern sie überhaupt noch oder schon wieder produzierten.

Rometsch Banane

Warum ist die Banane krumm? Weil es bei dem als „Rometsch Banane“ betitelten Cabrio extrem gut aussieht, die Gürtellinie entspricht mit ihrem leichten Schwung etwa der eines Kanu-Kiels. Oder einer der begehrten Bananen. Dazu eine sachliche Ponton-Karosserie, die die wiederaufgelegten Vorkriegsmodelle auf einen Schlag alt aussehen ließ. Sogar die Formgestalter von Mercedes stibitzen der Rometsch Banane für die Ikonen 300 SL und 190 SL den Wulst über den Kotflügeln. Unter der handgefertigten Aluminium-Hülle steckt ein VW Käfer-Chassis mit dem für nur wenig Begeisterung sorgenden 24,5 PS Vierzylinder-Boxermotor. Gegenüber dem Wolfsburger Teilespender wirkt das Rometsch Cabrio geradezu sensationell, lang und flach mit Selbstmördertüren.

Starring in Hollywood: Rometsch

Das fand auch die illustre Kundschaft, zu der Audrey Hepburn und Gregory Peck zählten. Die besuchten natürlich nicht die Niederlassungen in Zürich oder Stockholm, sondern standesgemäß die in Hollywood. Auch europäische Leinwandstars wie Victor de Kowa fanden am Rometsch gefallen; de Kowas Frau fürchtetete allerdings um ihre Frisur, sodass der Designer Beeskow dem Darsteller 1950 auf der Auto-Ausstellung Berlin ein Coupe an den Mann brachte. Johannes Beeskow war indes kein unbeschriebenes Blatt, und hatte auch eine ganze Menge selbiger vollbracht: Vor dem Krieg war er unter anderem beim Super-Nobelcouturier Erdmann & Rossi beschäftigt.

Rometsch Karosseriebau – der Untergang

VW war jedoch mit dem Berliner Tatendrang überfordert und stellte die Lieferung von Fahrgestellen ein, sodass Rometsch gezielt Unfallwagen einsammelte. Der von VW in Auftrag gegebene Karmann-Ghia, ebenfalls ein Traum auf Rädern, gab der Rometsch Banane ab Markteinführung 1955 den Rest: Günstige Massenproduktion schlägt teure Manufaktur. Langsam waren allerdings beide, inzwischen knatterten hier wie dort 30 luftgekühlte PS. Auch der 1957 präsentierte Nachfolger konnte die Verkäufe nicht anheben; 1961 kam schließlich das Aus für dem Luxus aus Berlin. VW konnte sich dank ausgesprochener Innovationslosigkeit nur mit Firmenübernahmen und deren KnowHow über Wasser halten.

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