Der Volvo P 1800 stellte nach dem missglückten Volvo P 1900 von 1956 bis 1957 den zweiten Versuch der Schweden dar, in den guten Ruf der Sportlichkeit zu kommen.
Dem Volvo P 1800S als zweite und dritte Vergaser-Ausführung von 1963 bis 1969 sollte dies jedoch besser gelingen. Das geschmackvolle Coupe entstand zwischen 1961 und 1963 beim britischen Autohersteller Jensen, der jedoch nicht die gewünschte Qualität lieferte, weshalb die Fertigung ab 1963 in Schweden wieder aufgenommen wurde. Dies wurde durch das „S“ kenntlich gemacht, das nicht wie oft vermutet, für „Sport“ steht. Die Dynamik steig dennoch, stieg die Leistung des 1.8-l-Vierzylinders erst um sechs auf 96 PS und ab 1968 durch einen 2.0-l-Volvo B20-Motor auf 105 PS an. Das Vierganggetriebe war mit oder ohne Overdrive zu haben; interessant ist, dass die Wagen ohne diesen Schongang geringfügig schneller sind.
Dass der Volvo P 1800 S im Gegensatz zum eher altbackenen P 1900 ein bildhübsches Coupe zu werden hatte war klar. Unter Pietro Frua entstand im sonnigen Italien ein Prototyp mit langer Motorhaube, dem zeitgemäßen und an Ferrari erinnernden „Eggcrate“-Grill, kleiner Fahrgastzelle mit flotter Dachlinie und – als wüsste man , was viele Jahre später kommen würde – Ford Design: Die Rückleuchten vom heckgetriebenen Sportwagen nehmen – neben den ähnlichen Heckflossen – klar das Design derer vom ’50er Ford auf. Vielleicht war das der Grund, warum Irv Gordon sich 1966 zum Kauf eines Volvo 1800 S entschloss – und ihn heute noch fährt. Die gut 4,35 Millionen Kilometer auf dem Tacho toppte kein anderer Pkw und geben der Wertbekundung „Schwedenstahl“ neue Strahlkraft.
Der Volvo P 1800 dürfte einigen älteren Lesern noch ein Begriff sein, die in den 60ern Freude an der TV-Serie „Simon Templar“ fanden. Roger Moore als Helfer der Unterdrückten lenkt allerdings nicht den S, sondern das britische Modell, was sich auch an der geteilten Frontstoßstange herausstellt. Die Fahrzeuge wurden nach dem Volvo P 1800E mit Bosch Einspritzung im Jahr 1972 eingestellt; der P 1800 ES wurde noch ein Jahr länger gebaut.
Wie auch der abgeleitete Schneewittchensarg P 1800 ES Shooting Brake, der dem aktuellen Volvo C30 das Aussehen gab, oder der Volvo Amazon, ist auch der Volvo P 1800S ein alter Schwede mit hohem Potential in der Oldtimer-Szene, war er doch einer der letzten Wagen, bevor man in Göteborg die Existenz von rechten Winkeln und scharfen Kanten wahrnahm.